Der Kontext Blockchain

Blockchain

Blockchain ist das neue Geld, das neue Internet, „Das nächste große Ding“. In der Krypto-Hochburg Toronto haben Bernhard und Julia sogar eine Bitcoin-ATM gesehen. Blockchain scheint DIE neue technologische Entwicklung unserer Zeit zu sein. Doch selbst auf der Konferenz South by South West (SXSW) in Austin, Texas, dem Ideenmekka für Zukunftsthemen, hörten Julia und Bernhard häufig „Da muss was dran sein, aber so richtig verstanden habe ich es noch nicht“. Alle sprechen über die Möglichkeiten, die die Technik bietet, keiner konnte wirklich erklären, was dahintersteckt. Das Thema ist auch komplex. Ein perfektes Thema also für ein neues Themendossier von „Der Kontext“. In unserer Themenabstimmung sahen das unsere Leser genauso. Und das war er dann, der Startschuss zur Redaktionsarbeit am Thema Blockchain.

Berlin, re:publica 2018 – die Konferenz zu den wichtigen Themen rund um Digitales, Politik und Gesellschaft. Für uns der Start unserer Blockchain-Recherche – denn dort haben wir unsere ersten Experten getroffen. Wir waren verblüfft davon, was die Technologie alles möglich machen soll, doch erst am dritten Tag erwähnte jemand – nämlich die Softwareentwicklerin Charleen Fei – in einem Vortrag, dass eine Blockchain eine „Kette“ (Chain) aus Datensätzen (Blocks) ist und deshalb so heißt. Das trägt zum Verständnis bei, fanden wir – und entschieden uns, anders als die Konferenzen, in unserem Dossier mit dem technischen Basiswissen anzufangen.

Wir vertieften uns in die Recherche, lernten Blockchain-Sprech und lasen gefühlt alles über die Technik, um die verschiedenen Algorithmen auseinander zu halten. Dabei fiel uns auf, dass das Thema nicht nur sehr technisch, sondern auch hochgradig politisch relevant ist. Und immer wieder fanden wir scheinbare Widersprüche – sind die Daten auf der Blockchain nun für jeden lesbar oder komplett verschlüsselt? Ist sie ein Stromfresser oder hilft sie, grünen Strom zu fördern? Ist sie eine politisch rechte oder linke Idee?

Wir kontaktierten Experten aus unterschiedlichen Bereichen. Natürlich einige Wissenschaftler, viele haben aber auch beruflich mit Blockchain zu tun. Unter anderem sprachen wir mit dem Informatiker Ulrich Gallersdörfer, der uns genau erklärte, wie Mining funktioniert. Musik-Label-Manager Frank Klaffs träumte davon, dass die Blockchain für mehr musikalische Vielfalt sorgt, betonte aber auch, dass Technik nicht alles ist und es letztendlich an den Menschen liegt. Der Mathematiker Rüdiger Weis wies auf die Sicherheitsrisiken der Blockchains hin, hofft aber auch, dass die Blockchain Entwicklungsländern helfen kann – genau wie Franz von Weizsäcker von der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit). Und die Juristin Sophie Beaucamp sprach sich für eine Regulierung der Blockchain aus, aber auch dafür, dass Gesetzgeber mit Technikern sprechen, bevor sie regulieren.

Am Ende haben wir ein umfassendes Dossier mit bunten Spielsteinen, technischen und gesellschaftlichen Themen sowie – ganz wichtig – unser eigenes Kätzchen, das auf der Blockchain zuhause ist. Wir bedanken uns bei allen Experten und Interviewpartnern, die uns geholfen haben, dieses komplexe und spannende Thema zu verstehen, um es euch näher zu bringen.

Ich, Jana, habe mich bei dem Thema Blockchain zum ersten Mal richtig in ein Technikthema vertieft und mir ist aufgefallen, dass das wirklich spannend sein kann. Wir haben immer wieder die richtigen Fragen gestellt, damit das Thema für jeden verständlich wird. Ich habe gemerkt, wie anstrengend, aber auch spannend es sein kann, ein langes Skype-Interview zu führen und aktiv zuzuhören, ohne dass das dem Ton des Videos schadet. Und ich war hin- und hergerissen zwischen dem Gefühl, dass Blockchain alles kann, und dem, dass es eigentlich noch recht unausgereift ist. Was ihr daraus macht, seht ihr selbst. Ich wünsche euch, dass ihr genauso viel Spaß beim Eintauchen habt wie ich.