Der Kontext: Was war, was ist, was hoffentlich kommt

Fünf Jahre sind vergangen, seit wir die letzte Edition von Der Kontext veröffentlicht haben. Dass wir so lange nichts mehr gesagt haben, war nicht richtig – ihr habt eine Erklärung verdient. Hier ist sie.

Was war: Der Kontext 2016–2020

Im Frühjahr 2014 haben wir eine Idee entwickelt: Was, wenn man in komplexe Themen eintauchen könnte wie in eine Landkarte? Nicht linear lesen, sondern navigieren. Nicht eine Perspektive, sondern viele. Nicht oberflächlich, sondern mit der Tiefe, die ein Thema verdient.

Es folgten erst Konzeption, viele Schleifen mit Prototypen, ein Gründerstipendium machte die ersten Schritte möglich und mit einem Crowdfunding für die erste Edition über TTIP haben viele von euch uns ermöglicht, das Magazin Der Kontext zu realisieren. Es folgten vier Jahre, in denen engagierte Mitglieder unsere Arbeit unterstützten, weil sie an tiefgreifenden, werbefreien Journalismus glaubten.

Die Arbeit war gut. Die Resonanz war begeistert. Aber die Finanzierung war, seien wir ehrlich, eine permanente Herausforderung. Eine Herausforderung mit der nicht nur wir zu kämpfen hatten, sondern mit der die ganze Branche auch heute noch jeden Tag kämpft. Tiefgründiger Journalismus braucht Zeit und Gründlichkeit.

Dann kam 2020

Als die Covid-Pandemie begann, standen wir vor einer Entscheidung: Wir hatten parallel zur Magazin-Arbeit eine Plattform entwickelt, mit der wir die Methodik der kontextualisierten Wissenslandkarten technisch weiterentwickeln konnten. Organisationen, Firmen und Institutionen fragten nach genau dieser Art der Wissensvermittlung.

Die Frage war: Können wir beides stemmen? Die ehrliche Antwort war: Nein. Nicht mit der Qualität und Gründlichkeit, die Der Kontext und die Plattform verdienen. Und nicht nachhaltig.

Wir haben uns für die Plattform entschieden. Nicht, weil uns das Magazin weniger am Herzen lag, sondern weil wir erkannten: Um die Methodik langfristig weiterzuentwickeln und zu erhalten, brauchten wir ein tragfähiges Modell. Mit der Plattform können viel mehr Menschen Wissen vermitteln als wir das alleine je könnten. Heute arbeiten wir mit KontextMaps für Organisationen wie das EU-Parlament und unterstützen große wie kleine Unternehmen sowie Konzerne bei der Vermittlung komplexer Themen in Compliance, Aus- und Weiterbildung, On- Offboarding und Change Management. Viele erstellen inzwischen selbst KontextMaps ohne unsere Unterstützung.

Die vier Jahre Der Kontext waren kein Experiment. Sie waren echte journalistische Arbeit und sie sind die Grundlage für alles, was wir heute tun.

Und dann kam Stille. Warum?

Wir waren vollständig absorbiert von der Entwicklung der Plattform. Die Website von Der Kontext lief weiter, das Archiv war zugänglich und irgendwie schoben wir das Thema „Update“ immer wieder vor uns her.

Das war nicht schön, aber wir hätten regelmäßige Updates gar nicht in unseren vollen Terminkalender untergebracht. Uns ist aber auch klar, dass Ihr, die ihr uns unterstützt habt, eine klare Kommunikation verdient habt. Besser spät als nie.

Was ist – und was kommen könnte

Der Kontext ist und bleibt ein Herzensprojekt. Viele der Themen, die kontextualisiert, multiperspektivisch und tiefgreifend aufbereitet werden müssten, sind heute relevanter denn je. Migration in Deutschland, Populismus, Europas Identität und Zukunft, Energiewende, Künstliche Intelligenz, und und und.

Wir möchten neue Editionen publizieren. Das ist kein Marketing-Versprechen, sondern eine echte Absicht. Aber: Wir können nicht sagen, wann dies möglich sein wird und zu welchen Schwerpunktthemen. Das hängt davon ab, ob und wie wir ein nachhaltiges Modell dafür entwickeln können. Eines, das den Themen und euch als potenzielle Leser:innen gerecht wird.

Die bisherigen Editionen bleiben online als Archiv verfügbar. Sie zeigen, was möglich ist, wenn Wissensvermittlung kontextualisiert gedacht wird.

Unser Dank

An alle, die uns durch Crowdfunding und Mitgliedschaften unterstützt haben: Danke. Eure Unterstützung hat nicht nur vier Jahre Magazin ermöglicht, sie hat eine Methodik mitfinanziert, die heute in wichtigen Projekten zum Einsatz kommt. Das bleibt.

Last but not least: Wir danken allen Journalistinnen und Journalisten, die mit genau so viel Herzblut an Der Kontext gearbeitet haben wie wir. Durch Euch wurden die Themen tiefgründig beleuchtet, kritisch betrachtet und jedes Thema zu einem monothematischen Onepager, der von Übersicht bis Tiefgang alles beinhaltete. Wir danken auch dem EXIST Gründerstipendium für die atypische Förderung unseres Projektes, dem Medialab Bayern, das uns in ihren ersten Batch aufnahm und mit dem wir unsere Crowdfunding Campagne umsetzten und dem MIZ Babelsberg, mit dessen Unterstützung wir ein Multimedia Advanced Digital Asset Management entwickeln konnten, mit dem alle Bilder und Videos unserer Editionen automatisch weboptimiert umgerechnet werden konnten.

Sollten wir neue Editionen veröffentlichen, werdet ihr die Ersten sein, die davon erfahren.

Julia, Bernhard, Erich & das Team von KontextLab

P.S. Falls ihr benachrichtigt werden möchtet, wenn sich hier etwas tut: [Hier für Updates eintragen]

Titelbild-Foto von Nick Fewings auf Unsplash